Als Kind schon wollte die kleine Elisabeth malen. Ihr Vater, der im Bergbau unter Tage arbeitete, brachte ihr eines Tages ein Stückchen Kohle mit. Sie malte heimlich - nur der Vater durfte es wissen - auf dem Dachboden, weil dieser Beruf für ein Mädchen ihres Standes und in jener Zeit nicht denkbar gewesen wäre.
Mit Zustimmung ihrer Familie, die nun doch eingesehen hatte, dass die Tochter die geeignete Begabung zur Malerin hatte, machte Elisabeth Karmann im Jahr 1921 die Aufnahmeprüfung an der Akademie für Bildende Künste in München - und wurde angenommen. Finanziell unterstützt wurde sie von ihrem Bruder, der einen Friseurladen unterhielt, außerdem genoss sie die Vergünstigung, vom Semestergeld befreit zu sein.
Ihre Zeichnungen aus dem Milieu der unteren Bevölkerungsschichten ihrer Heimatstadt St. Ingbert (z.B. "Stadttypen", "Der Zeitungsträger", "Die Putzfrau mit Putzkübel und Besen", "Der Laternenanzünder") zogen bald Aufmerksamkeit auf sich. Ihre Kinderdarstellungen machten sie berühmt: die ehrlichen, lebenssprühenden Zeichnungen kleiner, noch nicht schulpflichtiger Mädchen. Auch bei Stilleben diente ihr die Natur als unbestechliches Vorbild, die nicht verschönigende Charakteristik ihrer Portraits ist ebenso bezeichnend für ihre Anschauungsweise. In späteren Jahren kamen noch Altarbilder in ihr Repertoire, naiv und kindlich ehrlich. Malen mit der Liebe zum Detail war ihr Lebensinhalt - bis zum letzten Atemzug.
Für ihr Lebenswerk erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, den Bayerischen Verdienstorden und das Verdienstkreuz Erster Klasse.
Ihre Bilder befinden sich heute in Privatbesitz, in öffentlichen Gebäuden, im Bayerischen Staatsarchiv sowie in Museen und Kirchen.
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